Jetzt hungern sie wieder

Fastnacht oder Karneval ist vorbei, die christliche Fastenzeit beginnt, der Frühling mit leichterer Kleidung und „geöffnetem“ Lebensstil lässt sich bereits erahnen. Nun hungern sie wieder, um die Winterpfunde los zu werden.

Etwa 40% aller Deutschen beginnen das  Jahr mit guten Vorsätzen:  An erster Stelle steht das Aufgeben des Rauchens gefolgt von Gewichtsreduktion. Die Überzahl der Betroffenen hat mit dem einen oder anderen Vorsatz bereits Erfahrungen. So ist diese Jahreszeit wieder geprägt von Diäten, Kalorientabellen und Abwiegen von Körnern – keine Medien, die nicht wieder neue Wundermittel für teures Geld anpreisen. Dabei rütteln die Diätverkäufer – oft unterstützt von ungeeigneten Kronzeugen und Beratern wie Models, Filmdiven und Fitnessgurus – an einer zum Wunschtraum hochstilisierten Unwahrheit:  Gesundsein heißt schlank, fit und damit schön sein. Aber nur die Wenigsten beginnen das Hungern aus Gründen der Gesundheit, etwa um Herz-Kreislaufrisiken zu reduzieren oder einer Zuckerkrankheit vorzubeugen.  Nein, dem Schönheitsideal unserer Tage näher zu kommen ist vorrangiges Ziel. Und so sind es auch oft nicht die wirklich Molligen oder krankhaft Dicken, die zur Ernährungstabelle greifen um 10, 15 oder gar mehr Kilos abzuspecken, sondern die, welche im Frühjahr wieder glücklich in ihre gewohnte Konfektionsgröße steigen wollen.

Die Hälfte der Bevölkerung hat Übergewicht, ein Drittel hiervon gilt als fettsüchtig. Fettsucht ruft hervor bzw. begünstigt mehr Todesfälle als jede andere einzelne Krankheit.  Fettsucht bei Schulkindern ist stark im Kommen: wenig Sport, viel Sitzen, schlechte Ernährung. Jährlich verzehrt jeder Erwachsene mehr als einen Zentner Fett und rund einen Zentner Zucker. Dieser Fettkonsum wäre nicht einmal zu hoch, wenn wir körperlich arbeiten oder uns bewegen würden. Experten empfehlen maximal 35 Energieprozent Fettzufuhr mit Bevorzugung von Pflanzenölen aus Oliven, Raps und Leinsamen, dazu Obst, Gemüse, Salate, Kartoffeln sowie Vollkornbrot. Stattdessen ist der schnelle Gewichtsverlust nach sogenannten Blitz- oder Crashdiäten auf Verlust von Gewebswasser und Schwund von Muskelmasse (Eiweißabbau) zurückzuführen. Fettpolster sowie inneres Bauchfett bleiben längere Zeit unangetastet. Weniger Muskelmasse bedeutet aber gleichzeitig einen geringeren Energieverbrauch und damit geringeren Bedarf an Nahrungsenergie. Wird nach schnellem Verlust von 5 oder 10 Kilo quasi „normal“ weitergegessen, so wird das jetzt überschüssige Energieangebot als Fett gespeichert – dieser Jo-Jo-Effekt hat den schnellen Erfolg zunichte gemacht. Das A und O einer vernünftigen Gewichtsabnahme beinhaltet daher drei plausible Forderungen:

  • langsames Abnehmen ohne Hungerphasen,
  • langfristig angelegte Veränderung der Essgewohnheiten,
  • Zunahme der körperlichen Bewegung zum Muskelaufbau.

Viele Diäten berücksichtigen nicht die nachhaltige Umstellung von Gewohnheiten und sind nur auf schnelle Erfolge aus. Etliche Diäten verdienen sogar das Prädikat Fehlernährung. Im Arbeitsalltag nutzlos (und lustlos!) sind komplizierte Kalorienpläne, Alternativtabellen und Abwiegen und Kalorienzählen bei der Zubereitung. Notwendig ist eine langfristige Umstellung der Ernährung entsprechend des Energiebedarfs sowie abgestimmt auf die Geschmacksknospen. Statt immer neue Diäten auszuprobieren heißt die praktische Empfehlung Essen und Trinken genussvoll neu zu gestalten. Die wichtigsten Ernährungsregeln für langfristige Gewichtsreduktion sind:

  • auf jeden Fall frühstücken;
  • nur drei Mahlzeiten pro Tag;
  • viel Gemüse, Kartoffeln; Reis, und Vollkornbrot;
  • keine Kalorien zählen;
  • fettarme Nahrungsmittel bevorzugen;
  • wechselnde Obstsorten auch als Mahlzeit einplanen;
  • mindestens zwei Liter kalorienarme Getränke, Leitungswasser bevorzugt.