Opulente Festtage, gute Vorsätze des neuen Jahrs, und den Frühlingsanfang kalendarisch bereits im Blick: Es ist wieder Hungerzeit!

Bei dem einen ist es der warnende Spiegelblick, bei dem anderen der warnende Hosenknopf, bei wieder anderen das warnende „Schnell aus der Puste kommen“, oder aber der warnende Blick des Arztes als die gängigen Triebfedern für das Januarhungern. Kommen alle vier Warnungen zusammen, dann wird es ernst.

Es ist wieder die Jahreszeit der Diäten, der Kalorientabellen und des Abwiegens von Körnern. Denn die Deutschen essen zu fett und sind zu fett.

Das Resultat klingt alarmierend:
Ernährungsbedingte Krankheiten verursachen 100 Milliarden Euro Kosten im Jahr, ein Drittel der Ausgaben in unserem Gesundheitssystem. Die Hälfte der Bevölkerung hat Übergewicht, medizinisch genannt Adipositas, zu Deutsch „Überfettung“. Die Folgen des krankmachenden Übergewichts rufen mehr Todesfälle hervor als jede andere Krankheit.

Es sind dies die so genannten Zivilisationskrankheiten Bluthochdruck mit Folgen und die Zuckerkrankheit mit Folgen. Zivilisationskrankheiten, da sie in der zivilisierten Industriewelt anzutreffen sind. Da diese Krankheiten sich vorwiegend in den Gesellschaften ausbreiten, die ohne Krieg und dafür im Wohlstand leben, nennt man sie auch Wohlstandskrankheiten. Und da sie nicht exklusiv die besser gestellte Bevölkerungsschicht sondern das breite Volk befällt, sind die Zivilisationskrankheiten und Wohlstandskrankheiten auch Volkskrankheiten.
Krankes Volk!

In unseren Breiten gibt es im Vergleich zu Frankreich und den mediterranen oder asiatischen Ländern keine eigenständige, von der breiten Bevölkerungsschicht gut geheißene Esskultur. Bei uns ist all zu oft Energieaufnahme Trumpf, nicht der große soziale Rahmen beim Speisen. So kommen Fast Food und Fertiggerichte bereitwillig zum Zuge.

Experten empfehlen maximal 35 Energieprozent Fettzufuhr mit Bevorzugung von Pflanzenölen aus Oliven, Raps und Leinsamen, dazu Obst, Gemüse, Salate, Kartoffeln, Vollkornbrot, und mehr Fisch anstelle von Fleisch. Stattdessen verzehrt jeder von uns mehr als einen Zentner Fett und rund einen Zentner Zucker. Dieser Fettkonsum wäre nicht einmal zu hoch, wenn wir körperlich arbeiten würden. Obwohl wir in den vergangenen 100 Jahren durch unsere Muskeln immer weniger Energie verbrauchen, essen wir noch so wie die Schwerarbeiter vor der Industrialisierung. Genetisch, d. h. in der Anpassung dieser Diskrepanz, ist der moderne homo sapiens noch sehr rückständig.
Um durch Muskelarbeit den Energie verbrauchenden Stoffwechsel zu garantieren, verbringen wir daher murrend berufsfreie Zeit an Trainingsmaschinen und auf Laufbändern, oder glücklicher wandernd auf Almwiesen, radelnd am Niederrhein oder auf einer Golfrunde.

Gewichtsreduktion ist Gewichtsregulierung und damit ein langwieriger Lernprozess. Dieser ist verbunden mit einem Umpolen bestimmter Stoffwechselwege. Immer ist der schnelle Gewichtsverlust nach sogenannten Blitz- oder Crashdiäten auf Verlust von Gewebswasser und Schwund von Muskelmasse zurückzuführen. Fettpolster sowie inneres Bauchfett (bei Männern „Wampe“ oder fälschlicherweise „Bierbauch“ betituliert) bleibt weitgehend unangetastet. Weniger Muskelmasse bedeutet aber gleichzeitig einen geringeren Energieverbrauch und damit geringeren Bedarf an Energieträgern in der Nahrung. Wird nach schnellem Verlust von 5 oder 10 Kilogramm quasi wie früher gewohnt weitergegessen, so wird das jetzt überschüssige Energieangebot als neues Fettgewebe gespeichert. Innerhalb kürzester Zeit zeigt die Waage wieder das Ausgangsgewicht an, der Jo-Jo – Effekt hat den schnellen „Erfolg“ zunichte gemacht.

Das A und O einer vernünftigen Gewichtsabnahme beinhaltet daher drei plausible Forderungen:

  • Langsames Abnehmen ohne frustrierende Hungerphasen
  • Langfristig angelegte Veränderung der Essgewohnheiten qualitativ wie quantitativ
  • Zunahme der körperlichen Bewegung zum Energieverbrauch und zum Muskelaufbau

Einzige Erfolgsgarantie ist und bleibt die Freude daran!

Hungerphasen lassen sich vermeiden, indem man sich an Gemüse (auch handlich als Rohkost) satt isst. Magenknurren und ein schlechtes Gewissen erzeugen Stress, der wiederum zu Frustessen führt. Deshalb sind ausgeklügelte Diäten auch in den allermeisten Fällen auf Dauer für den Körper nutzlos und für das Ego schädlich. Diäten berücksichtigen selten die nachhaltige Umstellung von Gewohnheiten. Viele Diäten verdienen sogar das Prädikat Fehlernährung. Dies betrifft beispielsweise die Empfehlung von Zwischenmahlzeiten, was stoffwechselenergetisch sicher ungünstig ist.

Essen sollte auch in Phasen einer Umstellung stets Spaß machen. Langweilig ist das Essen nach komplizierten Kalorienplänen, Alternativtabellen, sowie mittels Abwiegen und Kalorienzählen. Buchführung beim Essen mag für manchen aufschlussreich sein, die meisten finden es nervig und kontraproduktiv. Notwendig ist eine langfristige Umstellung der Ernährung entsprechend des Energiebedarfs sowie abgestimmt auf den eigenen Geschmack.

Auch beim sportlichen Training sollte das Kalkulieren der „verbrannten Kalorien“ (z. B. nach 1 Stunde Gehen) unterbleiben. Denn kalkuliertes „Kalorienverbrennen“ wird nur dazu benutzt, es gegen einen Eisbecher oder eine Currywurst aufzuwiegen.
Bei jeglicher Muskelarbeit in der berufsfreien Zeit gilt „Alles ist gut, was man gern tut!“

Um durch Muskelarbeit den Energie verbrauchenden Stoffwechsel zu garantieren, verbringen wir daher murrend berufsfreie Zeit an Trainingsmaschinen und auf Laufbändern, oder glücklicher wandernd auf Almwiesen, radelnd am Niederrhein oder auf einer Golfrunde.